INTERVIEW Marcus Franz: Ich will ein Bezirksvorsteher zum Angreifen sein

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INTERVIEW Marcus Franz: Ich will ein Bezirksvorsteher zum Angreifen sein

„Viele Menschen sprechen mich aber auch auf der Straße an, wenn sie mich sehen. Das finde ich schön, denn ich will ein Bezirksvorsteher zum Angreifen sein“, so Marcus Franz, Bezirksvorsteher des 10. Wiener Gemeindebezirkes Favoriten.

Er spricht im Interview welche Projekte und Investitionen in seinem Bezirk geplant sind? Ebenso über die Pandemie und die Maßnahmen, sowie über viele andere aktuelle Themen, die den Bezirk Favoriten betreffen.

1. Wie halten Sie Kontakt zur serbischen Community in Favoriten?

Marcus Franz: Die Anliegen der Menschen, die in Favoriten wohnen, sind mir wichtig. Die serbische Community liegt mir am Herzen, denn ich kenne viele Serben, die sehr engagiert sind. Sie wollen helfen, unseren schönen Bezirk Favoriten weiter nach vorne zu bringen. Auch der Kontakt zum Serbischen Dachverband ist ausgezeichnet. Und wer ein persönliches Anliegen hat, den lade ich gerne in meine Sprechstunden ein. Die sind jeweils an Donnerstagen von 15 bis 17 Uhr – mit vorhergehender Anmeldung, weil der Andrang so groß ist. Viele Menschen sprechen mich aber auch auf der Straße an, wenn sie mich sehen. Das finde ich schön, denn ich will ein Bezirksvorsteher zum Angreifen sein.

 

2. Für 2022 sind einige Investitionen vorgesehen – was ist konkret geplant?

Marcus Franz: Wir haben ein Budget von rund 24 Mio. Euro. Rund 56 Prozent davon werden für Kinder und Jugendliche aufgewendet. Außerdem hat Favoriten mit 480.000 Euro auch wieder das höchste Kulturbudget aller 23 Bezirke – denn vor dem Hintergrund der Pandemie ist es selbstverständlich, Kulturschaffende und Kulturvereine unterstützen zu können. Es ist aber auch eine Sauberkeitskampagne geplant. Hier braucht es mehr Bewusstsein bei Alt und Jung. Die Parks sind schließlich das verlängerte Wohnzimmer für viele. Und genau so, wie man sich zu Hause verhält, sollte man sich auch in den Parks verhalten und die Mistkübel benutzen. Ab Ende Februar wird es auch eine Gratis-Broschüre geben, in der die Ausgaben des Budgets transparent aufgelistet sind. Übrigens gratis zum Abholfen in der Bezirksvorstehung, Keplerplatz 5, 1. Stock! Einfach vorbeikommen und abholen. Ab März gibt es die Budgetbroschüre dann auch online auf www.wien.gv.at/bezirke/favoriten/

 

3. Das angekündigte Budget von 6,7 Mio für den Ausbau von Bildungsstätten ist erheblich. Können Sie hier wichtige Projekte hervorheben?

Marcus Franz: Am „Neuen Landgut“ entsteht aktuell der 3. Bildungscampus für Favoriten. Kindergarten, Volksschule und Mittelschule verfügen über eine 770 m2 großen Fotovoltaikanlage, der Fußboden und Bauteile werden über Erdwärme geheizt. Außerdem werden an der Fassade Nistplätze für Vögel geschaffen – auch eine Schmetterlingswiese ist eingeplant. Rund 1100 Kinder und Jugendliche werden davon profitieren. Aber auch der FH-Campus am Alten Landgut wird erweitert. Derzeit wird am House of Engeneering und einem Studierendenwohnhaus gebaut. Im Endausbau sollen der FH-Campus 10.000 Studierende umfassen. Auch der Baustart für´s neue Sportgymnasium Viola Park ist für heuer geplant.

 

4. Experten plädieren zum Impfen, jedoch finden in Wien immer wieder lautstarke Proteste gegen die Maßnahmen und das Regime statt. Was passiert hier?

Marcus Franz: Man muss vorausschicken, dass die Bundesregierung die Pandemie sehr schlecht gemanaged hat. Sebastian Kurz und seine Regierung haben hier viel Vertrauen zerstört, und auch der jetzige Bundeskanzler Karl Nehammer fährt einen Zick-zack-Kurs. Viele Menschen verstehen die Verordnungen nicht mehr – mich eingeschlossen. Die Stadt Wien hat hier das gemacht, was nötig war: nämlich ein breites Angebot für alle bereitgestellt, die sich testenlassen oder impfen wollen. Hier war Wien den Bundesländern voraus.

 

5. Stichwort Stadterneuerung in Innerfavoriten – hier ist mit dem Stadterneuerungsprogramm WieNeu+ für die kommenden 10 Jahre viel geplant – was passiert hier 2022?

Marcus Franz: Mit dem Erneuerungs-Programm WieNeu+ soll das Favoritner Grätzl zwischen Landgutgasse, Inzersdorfer Straße, Laxenburger Straße und Triester Straße – wo 35.000 Menschen leben – zukunftsfit gemacht werden. Mit der Grätzlmarie werden Solarenergie, Erdwärme, Gebäudekühlung, Vertikale Begrünung oder etwa Kreislaufwirtschaft. gefördert – Projekte in einem Rahmen von 100 bis zu 30.000 Euro. Dazu wendet man sich an die Gebietsbetreuung in der Quellenstraße 149, 1100 Wien. https://www.gbstern.at/themen-projekte/wieneu/graetzlmarie/

Im Einzugsgebiet liegt auch der Quellenplatz, der neu gestaltet wird. Die Müllinseln sollen verschwinden. Die Straßenbahnhaltestellen sicherer gestaltet werden. Alles unter reger Bürgerbeteiligung, die im Jahr 2022 gestartet wird. Der konkrete Zeitplan dazu liegt aber noch nicht vor.

 

6. Und was hat es mit dem 1. Österreichischen Supergrätzl auf sich, das zwischen Gudrunstraße – Leebgasse – Quellenstraße – und Neilreichgasse entstehen soll?

Marcus Franz: Dieses Pilotprojekt nach dem Vorbild der Superblocks in Barcelona ist das erste in Österreich. Es soll mehr Grün, mehr Räume für die Menschen und weniger Verkehr bringen. Auch Fußgänger und Radfahrer werden gestärkt. Dafür sollen Lärm, Staub und Hitzebildung reduziert werden. 2022 startet eine Testphase, die mit mobilen Absperrungen spüren lässt, ob die Wünsche gut umgesetzt sind. Dass es notwendig ist, neue Wege zu gehen, ist mittlerweile jedem klar. Schließlich geht es um unser aller Wohlbefinden und mehr Lebensqualität in unseren Favoritner Grätzln!

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