In das erste Jahrzehnt des neuen Millenniums gingen die Serben mit der Überzeugung, dass die Zeiten von Kriegen, Wirtschaftskrisen, Bombardements und Unsegen aller Art endgültig vorbei waren. Gleichzeitig waren sie sich aber auch bewusst, dass die kommenden Jahre für ihr Weiterbestehen und für die Wahrung ihrer Identität als Volk in der Aufnahmegesellschaft von entscheidender Bedeutung sein sollten.
Die zuständigen Einrichtungen der Stadt Wien arbeiteten verstärkt an einem neuen Konzept der Integrationspolitik, mit dem Ziel, die Zuwanderer noch besser in die österreichische Gesellschaft einzugliedern. Der Dachverband reagierte positiv auf die neuen Integrationsbestrebungen, in der Überzeugung, dass die Serben in Wien entweder integrationswillig waren oder bereits weitgehend
in die österreichische Gesellschaft integriert waren, wobei immer betont wurde, dass die Integration nicht zur Assimilation führen durfte. In diesem Sinne wurden auch Gespräche mit diversen Einrichtungen der Stadt geführt, mit dem Ziel einer besseren Finanzierung von Sport- und
Kulturprojekten, die von den Vereinen und dem Dachverband geplant und durchgeführt wurden.
Zu jenem Zeitpunkt versuchte der Dachverband, sich als wichtiger Partner der städtischen Einrichtungen zu positionieren, und zwar nicht nur, was die Sport- und Kulturveranstaltungen anbelangte, sondern auch im Sinne einer aktiveren Partizipation der Serben im öffentlichen, politischen und wirtschaftlichen Leben Wiens.
Anfang 2001 zählte der Dachverband 17 Mitgliedvereine (Jedinstvo, Crvena Zvezda, Budućnost, Hajduk Veljko, Branko Radičević, Humanitas, Stevan Mokranjac, Koridor, Majevica, Požarevac, Afiks, Srbija, AKUD Srbija, Željo, Bačište), die vor allem in den Bereichen Sport und Kultur ihre Aktivitäten entfalteten. Der ASKÖ-Sportplatz „Auf der Schmelz“ war der Austragungsort der Fußballmeisterschaft und der Cupwettbewerbe der insgesamt zehn Vereine der Jugo-Liga.
Der Obmann des Dachverbandes war Mićo Đekić, an der Spitze des Sportverbandes stand Dragutin Petković, während Borislav Kapetanović für die kulturellen Aktivitäten zuständig war.
Wie auch in den vorangegangenen drei Jahrzehnten, versuchte man möglichst viele Kinder und Jugendliche für die Arbeit in den Vereinen zu gewinnen, wo Folklore und Musik, sowie der Fußball im Vordergrund standen. Jene Vereine, die bis dato bereits seit 20 oder 30 Jahren existierten, wollten ihre Erfahrungen bei der Organisation von Kulturveranstaltungen nutzen, um die Qualität ihrer Aktivitäten zu verbessern, während der Dachverband um neue Inhalte bemüht war.
Eine dieser Neuerungen des Dachverbandes im Kulturbereich waren Gastspiele von Theaterhäusern aus dem Heimatland in Wien. Maßgeblich beteiligt am Zustandekommen dieser Initiative war Borislav Kapetanović. Zu diesem Zweck wurden Gespräche mit den zuständigen Einrichtungen
der Stadt Wien geführt, mit dem Ergebnis, dass diese bereit waren, die Projekte auch finanziell zu unterstützen. Als erstes gastierte ein Amateurtheater aus Belgrad, wenig später war das Serbische
Nationaltheater aus Belgrad, als das erste professionelle Theater aus Serbien, zu Gast in Wien. Die Vorstellung fand im Jugendstiltheater auf der Baumgartner Höhe statt.
Es folgte eine Reihe von bekannten Theaterhäusern aus der Heimat: Zvezdara Teatar, das Serbische Nationaltheater aus Novi Sad, Theater Slavija, Atelje 212, das Belgrader Schauspielhaus, das Terazije-Theater, sowie die Volkstheater aus Niš, Kikinda und Banja Luka. Bis Dezember 2010 gab es insgesamt 48 Gastspiele.
Große Unterstützung bei der Umsetzung dieses Projektes kam von der Arbeiterkammer Wien, die einen Teil der Saalmiete im Theater Akzent übernahm, sowie vom Kulturamt der Stadt Wien, der MA 7, das einen Teil der Kosten übernehmen konnte.
Die Sportaktivitäten waren hauptsächlich auf die Fußballliga und die Meisterschaft, sowie Cupwettbewerbe auf den Sportplätzen „Auf der Schmelz“ konzentriert. Die Liga zählte 2001 zehn Vereine. Außer in den Meisterschaftsspielen und Cupwettbewerben, traten die Wiener Sportler
regelmäßig bei den österreichweiten Arbeitersportspielen der serbischen Vereine auf.
Der Dachverb änderte seinen Namen: vom Dachverband jugoslawischer und serbischer Vereine in Wien in den Dachverband für serbische Vereine in Wien, wie er auch heute noch heißt.
Die finanzielle Situation der Fußballvereine verschlechterte sich zusehends, immer weniger Vereine waren in der Lage, die laufenden Kosten, wie Sportplatzmiete, Schiedsrichterhonorare
usw. zu tragen, und das war mit ein Grund, warum von Jahr zu Jahr die Zahl der Sportvereine kontinuierlich zurückging. Im Jahr 2004 zählte die Liga 8 Vereine, zwei Jahre später waren es 6, während 2007 nur mehr drei Vereine den Regelbetrieb aufrechtzuerhalten versuchten. Dann kam das
Aus. Nach 37 Jahren ging eine Ära zu Ende, die Ära der Fußballliga, oder der Jugo-Liga, wie sie von vielen gerne genannt wurde.
Der Dachverband nahm regelmäßig auch an der österreichweiten, jährlich in einem anderen Bundesland stattfindenden, „Leistungsschau kultureller und künstlerischer Aktivitäten der Serben in Österreich“ teil, wo seine Vertreter zahlreiche Preise gewonnen haben. Wien war auch Gastgeber dieser Veranstaltung und zwar in den Jahren 2004 (Kongresshaus) und 2010 (Museumsquartier).
Wenn auch in einem geringeren Umfang, wurde die Arbeit mit den Kindern fortgeführt, die am Wissensquiz „Wie gut kenne und liebe ich Serbien und Österreich“ teilnahmen, das ebenfalls jährlich jeweils in einem anderen Bundesland stattfand. Der Wiener Dachverband war 2005
Gastgeber eines derartigen Frage-und-Antwort-Spieles. Dabei wurden die Kinder in erster Linie von den muttersprachlichen ZusatzlehrerInnen unterstützt. In diesem Zusammenhang sei auf das diesbezügliche Engagement der Lehrerin Mileva Čokić-Vrećić hingewiesen, und zwar nicht nur im letzten Jahrzehnt, sondern in einem Zeitraum von mehr als 25 Jahren.
Die Mitgliedvereine des Dachverbandes nehmen seit dem Jahr 2000 regelmäßig an diesen Folklorefestivals teil, auf denen sie auch zahlreiche Preise und Anerkennungen gewonnen haben.
In der ersten Hälfte dieses Jahrzehnts wurde der Dachverband durch die Vereine Branko Radičević und Stevan Mokranjac vertreten, zwei weitere Vereine kamen dann dazu – Jedinstvo 2006 und Karađorđe 2009.
Der Verein Branko Radičević gewann zwei bronzene Plaketten – 2007 in Vrbas und 2010 in Brčko, während sein Orchester auf dem Festival 2006 in Wien die goldene Plakette als das beste Orchester gewann. Der Verein Stevan Mokranjac gewann die bronzene Plakette 2006 in Wien, die silbernen Plaketten 2007 in Vrbas und 2009 in Temesvar, sowie die goldenen Plaketten 2008 in Pale und 2010 in Brčko.
Die Konzerte des serbischen Volkstanzensembles KOLO aus Belgrad 2007, 2008 und 2010 in der ausverkauften Stadthalle, hatten zum Ziel, den Reichtum und die Vielfalt des traditionellen serbischen Tanzes und Gesanges, nicht nur den Serben in Wien vorzustellen, sondern auch
allen anderen Volksgruppen in dieser Stadt, um dadurch eine Art Kulturbrücke zwischen Serbien und Österreich zu bauen.
Im Jahre 2008 wurden, nämlich, die ersten konkreten Kontakte zur Wirtschaftskammer Wien hergestellt, in der Folge gab es mehrere Beispiele einer erfolgreichen Zusammenarbeit. Eines der Ergebnisse dieser Zusammenarbeit, war eine Umfrage unter den in Wien lebenden Unternehmern mit serbischem Migrationshintergrund mit dem Ziel, ihre Wünsche, Anliegen und Bedürfnisse, sowie ihre Erwartungen an die WK Wien herauszufinden, um ihnen dann die Serviceangebote der WK Wien
gezielt näher zu bringen. Auch die Zusammenarbeit mit dem traditionellen Partner, der Arbeiterkammer Wien, sowie mit mehreren Magistratischen Abteilungen der Stadt Wien, allen voran mit der MA 7 (Kulturamt) und der MA 17 (Integration und Diversität) und mit der Kulturkommission Favoriten, wurde intensiviert.
Eine Delegation des Dachverbandes wurde 2009 vom Bürgermeister Dr. Michael Häupl und wenig später, zum ersten Mal in der Geschichte des Dachverbandes, auch von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer empfangen. Es ist mit ein Beweis für die gute Arbeit und für die Zusammenarbeit mit den Einrichtungen Wiens und Österreichs, und zwar sowohl des Dachverbandes für serbische Vereine in Wien, als auch der Serbischen Gemeinschaft, als der Dachorganisation der serbischen Vereine und Verbände in Österreich, deren Gründungsmitglied auch der Wiener Dachverband war.
Das Jahr 2010 stand im Zeichen der Feierlichkeiten anlässlich des großen Jubiläums – 40 Jahre serbische Vereine in Wien. Der Höhepunkt war ein Festakt am 23. April in der Diploma tischen Akademie in Wien. Unter den zahlreichen Ehrengästen waren auch der österreichische Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, Rudolf Hundstorfer, der serbische Diasporaminister, Srđan Srećković, die damalige Wiener Vizebürgermeisterin, Renate Brauner, die Präsidenten der Arbeiterkammer Österreich und des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, Herbert Tumpel und Erich Foglar, Vertreter des Präsidenten der Republik Srpska, Vertreter der Sozialdemokratischen Partei, der Volkspartei und der Grünen, Vertreter der langjährigen Kooperationspartner, wie Wirtschaftskammer Wien und Österreichischer Integrationsfonds, sowie viele hohe Vertreter des öffentlichen und politischen Lebens Österreichs, Serbiens und Republik Srpska.
Deren Anwesenheit war eine Bestätigung dafür, dass sie im Wiener Dachverband einen wichtigen Partner im Prozess der Integration der Serben in die österreichische Gesellschaft, aber auch eine Brücke zwischen den Serben in Wien auf der einen, sowie Serbien und der Republik Srpska, auf der anderen Seite sahen.
Mit einer thematischen Fotoausstellung, sowie mit einem Konzert des Belgrader Volkstanzensembles KOLO in der Stadthalle, wurden die offiziellen Feierlichkeiten anlässlich dieses großen Jubiläums abgerundet.
Mit einer Aufführung des Serbischen Nationaltheaters aus Niš, ging dieses Jubiläumsjahr zu Ende, das im Zeichen 40 Jahre der serbischen Selbstorganisation in Wien stand.
Der Beginn des neuen Jahrzehnts verlief im Zeichen der Vorbereitungen für die Feier des traditionellen Serbischen Neujahrs, die bereits seit 2002 jedes Jahr begangen wird und zu der, außer Vereinsaktivisten, Sponsoren und mehrheitlich österreichische Freunde und Partner des Dachverbandes eingeladen werden, derer es von Jahr zu Jahr immer mehr gibt. Und von Freundschaft, Gesundheit und Liebe kann man nie genug haben!